Blockflöten, querflöten      -      Vincent BERNOLIN

Preistäger des "Prix de la Facture Instrumentale 2006"

 

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Moderner Blockflötenbau – ein kleiner Einblick

 

Die Ansprüche der Flötisten sind in den letzten zehn Jahren beträchtlich gestiegen, so dass die Instrumentenbauer zu vielen Neuerungen und Veränderungen gezwungen wurden. Schnelle Ansprache in der Höhe, kräftige Tiefen, hervorragende Intonation und edle Klangfarben gehören nunmehr zu den Grundvoraussetzungen eines jeden Spitzeninstruments.
Der Bau eines Instruments hat sehr viel mit Leidenschaft und Liebe zur Blockflöte zu tun, verlangt aber vor allem sehr viel Zeit und 100% Präzision. Meine funktionell eingerichtete Werkstatt ermöglicht mir eine große Flexibilität in der Herstellung von Instrumenten – so kann ich mühelos vom Bau eines Rafi Tenors zum Bau einer barocken Sopranblockflöte wechseln.

 

Ich überprüfe verschiedene Aspekte meiner Arbeit mit einem stereoskopischen Mikroskop (Genauigkeit der Schneidekanten, Oberflächenbeschaffenheit, Porösität verschiedener Materialien…). Diese Vorgehensweise verdeutlicht mein Konzept des Instrumentenbaus: Ich überlasse nichts dem Zufall, weder die Marke des Schleifmittels, die Einwirkzeit des Leinöls, noch den Stahl und das Schärfen meiner Werkzeuge ... alles wird getestet, kontrolliert und regelmäßig in Frage gestellt.

Vincent Bernolin - Facteur de Flûtes

 

Phase 1 : Entwurf eines Instruments.

Im Laufe ihrer Geschichte hatte die Blockflöte viele verschiedene Griffweisen und verschiedene Stimmungen. Aus praktischen Gründen wird heute die Stimmung in a’=415 oder a’=440 Hz bevorzugt. Blockflöten in a’=460 Hz werden vor allem als Renaissance-Consort-Flöten für ein spezifisches Repertoire gebaut. Zu den am meisten verbreiteten Griffweisen zählen die moderne Griffweise, auch barocke Griffweise genannt, die historische Griffweise oder Hotteterre-Griffweise und die Ganassi-Griffweise, die der historischen Griffweise auf den ersten eineinhalb Oktaven entspricht.

 

Die Vielfalt an Griffweisen und Originalstimmungen zwingt den Flötenbauer in den meisten Fällen dazu, historische Modelle anzupassen. Einige Modelle wurden von Instrumentenbauern sorgfältig aufgezeichnet und ausgemessen. Vor allem Fred Morgan hat uns interessante Aufzeichnungen von höchster Präzision und Detailtreue hinterlassen.


 

Die Änderung der Stimmung erfolgt durch recht einfache homothetische mathematische Gleichungen. Sie zieht aber unweigerlich eine Änderung der Klangfarbe des Instruments nach sich. Oft muss auch die Griffweise angepasst werden. Die moderne Griffweise, auch barocke Griffweise genannt ist heute leider beinahe unumgänglich geworden. Die Griffweise der Blockflöte wurde im Laufe der Geschichte so oft geändert – war es wirklich nötig die moderne Griffweise einzuführen? Ich selbst hätte ein Beibehalten der Hotteterre-Griffweise bevorzugt, da sie ein viel originalgetreueres Spiel der Blockflöte ermöglicht. Allein, die moderne Griffweise ist heute so verbreitet, dass es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sie je wieder abgeschafft wird.

Auch der Tonumfang muss manchmal angepasst werden, wie z.B. bei Ganassi- oder Renaissance-Flöten. In der Abhandlung von Sylvestro Ganassi findet sich die Grifftabelle einer Flöte mit sehr großem Tonumfang. Viele Musiker verlangten daher nach einer Flöte mit genau demselben Tonumfang, wenngleich dieser in den auf die Grifftabelle folgenden Diminutionsbeispielen nie ausgeschöpft wird, was den Schluss zulässt, dass es zu schwierig war, die Flöte über den ganzen Tonumfang mit der notwendigen Leichtigkeit zu spielen. Die Blockflötenbauer wurden daher mehr oder weniger dazu gezwungen, ein Instrument zu bauen, das über zweieinhalb Oktaven spielbar ist, freilich ohne eine wirkliche historische Begründung.

Ein weiteres Problem betrifft die Temperierung. Unsere modernen Ohren sind an gleichmäßig temperierte Instrumente gewöhnt, wobei ungleichmäßige Temperierungen den Instrumenten eine besondere Klangfarbe und eine besondere Ausdrucksfähigkeit verleihen, auch im Solo-Einsatz. Zum Festlegen der Temperierungen stellen elektronische Stimmgeräte eine wertvolle Hilfe dar, sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Ich möchte allen Flötisten empfehlen, das Stimmgerät mit Bedacht einzusetzen. Durch das Stimmgerät wurden Flötenbauer dazu gezwungen, sich mehr und mehr der gleichmäßigen Temperierung anzunähern, die aber für die Blockflöte wenig interessant ist. Man kann z.B. Abweichungen von bis zu 35 Cents zwischen zwei Noten (Cis und Es z.B. ) auf einer perfekt intonierten Flöte feststellen ... die mitteltönig temperiert ist! Zu den bekannteren Stimmungen zählt die Valotti-Stimmung, die ich für barocke Instrumente empfehle, falls Sie davon noch nichts gehört haben sollten.

Sobald die Planung abgeschlossen ist, beginnt der eigentliche Herstellungsprozess.

Die verwendeten Hölzer müssen mindesten 4 bis 5 Jahre getrocknet worden sein, falls möglich noch länger. Im Idealfall kann man über ein gut bestücktes, von einem vorausschauenden Verwandten angelegtes Lager verfügen... wie das bei mir der Fall ist. Mein Vater legte nämlich von 1975 bis 1980 ein gut gefülltes Lager mit Buchs, Ahorn, Birne, Grenadill, Palisander und Bubinga an, einen Vorrat, den ich natürlich regelmäßig aufstocke, damit mir auch in Zukunft nie das Rohmaterial ausgeht.

Eine lange Trocknungszeit alleine, genügt jedoch noch nicht. Ich lege besonderen Wert darauf, dass das Holz sich zwischen den verschiedenen Fertigungsphasen einige Monate ausruhen kann - - zwischen dem Schneiden des Rohlings, Bohren, Drehen und der Feinarbeit liegen jeweils zwei bis drei Monate. Buchsbaum erfährt eine Sonderbehandlung: Zur Ergänzung des Trocknungsprozesses, kommt das Holz in ein warmes Ölbad, das die Spannungen im Inneren des Holzes löst, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben.

Der Anfang ist gemacht: Mit einer Bandsäge wird der Rohling geschnitten. Bereits in diesem Stadium erfolgt eine sorgfältige Auswahl der besten Stücke.

 

Vor dem Drehen werden die Ecken entfernt.

 

Das Abrunden und Ablängen erfolgt durch eine NC-Drehmaschine, die für eine hohe geometrische Präzision des Werkstücks sorgt. Das erleichtert das Bohren und Räumen und führt zu besseren Ergebnissen.

Erneut wandern einige Werkstücke von der Werkbank in den Mülleimer, da der erste Drehvorgang oft Makel ans Licht bringt, die im Inneren des Holzes verborgen waren.

Nun wird das Werkstück gebohrt: Um das Werkstück besser zentrieren zu können, bleibt der Bohrer fix und das Werkstück dreht sich. Mit einer Vorrichtung, die das Material grob entfernt, wie z.B. ein Luftdruckbohrer, wird ein erstes zylindrisches Loch gebohrt.

 

Der Druckluftbohrer ermöglicht eine präzise Bohrung ohne Erhitzung, da das abgetragene Material laufend durch Druckluft entfernt wird.

Die Feinarbeit erfolgt mit einem speziellen Werkzeug, einem sogenannten Löffelbohrer oder Räumer. Im Gegensatz zum klassischen Spiralbohrer, der nur mit seiner Spitze schneidet und daher nur ein zylindrisches Loch bohren kann, hat der Räumer eine Schneidekante auf seiner ganzen Länge. Damit kann der Flötenbauer konische Bohrungen von bester Oberflächenqualität erzeugen. Da der Räumer seine eigene Form im Inneren der Vorbohrung reproduziert, können damit komplexe Formen erzeugt werden. Für jede Form, d.h. für jede Flöte, wird ein eigener Satz von Räumern benötigt. Räumer sind sehr wichtige, speziell für die Herstellung von Blasinstrumenten benötigte Werkzeuge.

Ich stelle meine Räumer selbst in meiner Werkstatt her, wo ich sie mit einer Hochpräzisions-NC-Anlage drehe. Die Schneidkanten werden mit einer Fräsmaschine - eine Maschine, die in meiner Werkstatt wertvolle Dienste leistet - gefertigt.

 

  Um den gebogenen Windkanal zu schneiden, benutze ich eine speziell von mir dafür ausgelegte Maschine, die die benötigte Krümmung mit höchster Präzision Umsetzt.

 

Das Ergebnis ist ein Rohling, der der endgültigen Form schon ziemlich nahe ist, eine gute Ausgangsbasis für meine Arbeit.

 

Das Drechseln erfolgt bei einigen Flöten von Hand, bei anderen mit computergesteuerten Drehautomaten. Diese liefern mittlerweile so hervorragende Ergebnisse, dass man darüber hinwegsieht, wie schwierig sie in der Bedienung sind. Der Drechselprozess, ob manuell oder maschinell durchgeführt, ist für die Ästhetik des Instruments bestimmend. Die eigentliche künstlerische Arbeit als Flötenbauer, die nur mehr von Hand und durch das Gehör durchgeführt werden kann, beginnt jedoch erst später.

 

  Durch das Schleifen, Polieren und Beizen erhält jedes Instrument seinen eigenen unverwechselbaren Charakter. Mit immer feiner werdendem Schleifpapier (bis hin zu Korngröße 1200) und einer Behandlung mit Polierpaste wird die Oberfläche behandelt. Die Qualität des Endergebnisses hängt hierbei natürlich auch zum Teil von der Qualität des vorangegangenen Drehprozesses ab.

 

Flöten mit schlichter Form, wie z.B. Ganassi- und Rafi-Flöten können „französisch“, d.h. mit Schelllack lackiert werden, wenn sie aus hellem Holz und nicht gebeizt sind. Flöten von komplexerer Form oder aus dunklerem Holz, wie z.B. Grenadill, werden einfach nur poliert.

Die zukünftige Flöte kommt nun in ein Bad aus Leinöl, damit ihre akustischen Eigenschaften verbessert werden und die Flöte möglichst wenig Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnimmt. Das Beizen erfolgt im alten Stil, u.a. mit Salpetersäure, nach einem genau festgelegten Verfahren. Das Ergebnis ist von außergewöhnlicher Langlebigkeit, wie historische Instrumente beweisen, die auf dieselbe Art gebeizt wurden.

 

Der Aufschnitt wird gefräst, der Flötenkopf wird dabei durch ein spezielle Spannvorrichtung fixiert.

 

  In meiner Werkstatt verfüge ich über eine 4-Achsen-Fräsmaschine, mit der ich verschiedene Aufgaben durchführen kann, darunter auch das Bohren der Tonlöcher. Gewiss, die Maschine ist „leicht überqualifiziert“ für diese Aufgabe, sie ermöglicht aber eine große Präzision, v.a. im Bezug auf den Drehwinkel. In Ermangelung einer solchen Maschine, muss das Tonloch sorgfältig eingezeichnet und mit einem herkömmlichen Bohrer gebohrt werden.

 

Mit dieser Maschine lassen sich auch hervorragende Rohlinge für alle gängigen Modelle herstellen.

 

Ein hervorragend bearbeitetes Werkstück ohne Unreinheiten.    

 

Nun verlassen wir Drehmaschinen, Bohrer und andere technische Hilfsmittel und beginnen mit der eigentlichen Arbeit, die aber auch den interessantesten Teil der ganzen Herstellung darstellt. Sie erfolgt auf meinem Schreibtisch mit ganz einfachen, herkömmlichen Werkzeugen.

Das Labium wird von Hand mit einem Holzmeißel oder Stechbeitel gearbeitet und mit speziellen Werkzeugen verfeinert.

 

  Der Block wird aus einem Zedernholzstück hergestellt, in das zuvor zwei sog. Schultern gedreht werden.

 

Der Block wird so lange an den Flötenkopf angepasst, bis er ohne Kraftanwendung in den Flötenkopf geschoben werden kann und ihn vollständig abdichtet.

 

 

Der Windkanal wird mit feinem Schleifpapier bearbeitet. Labium und Fenster werden mit diversen Kleinwerkzeugen wie Feinfeilen oder Skalpellen nachgearbeitet.

 

Das Skalpell wird auch dazu verwendet, die Tonlöcher von Mittelstück und Fußteil zu unterschneiden, wodurch die Feinstimmung der Flöte erfolgt.

  

 

 

Gewisse Elemente reagieren während der ersten Lebensstunden der Blockflöte sehr empfindlich auf Feuchtigkeit und bedürfen zahlreicher Nachbesserungen bevor das Holz seinen endgültigen Platz einnimmt und stabilisiert ist.

Einige Eigenschaften der Flöte können objektiv bewertet werden: Wendige Höhen, stabile Tiefen, Stimmung … Der Klang, die Leichtigkeit, mit der musikalische Ideen ausgedrückt werden können und der Spielkomfort sind jedoch viel subjektivere Aspekte eines Instruments. An diesem Punkt wird der Flötenbauer wirklich zum Künstler, indem er der Flöte ihren ganz eigenen Klang und ihre eigene Persönlichkeit verleiht. Die Arbeit am Kopfstück erfordert Präzision, große Sorgfalt und viel Zeit.

Die Flöte wird gespielt, probiert und überarbeitet – unzählige Male, bis sie zu einem einzigartigen, unverwechselbaren Instrument wird. Ein Instrument, das seinem Besitzer eine immense Vielfalt an musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten ermöglicht – ein Instrument, welches das Musizieren zum wahren Vergnügen macht!

 

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